Die wichtigsten CDs der Woche
Beim Hören der neuen CD von Maximo Park gerät Jan Wigger gehörig ins Schwärmen; auch gegen die abgehackten Refrains der Band Good Shoes kann er sich nicht wehren. Andreas Borcholte erfuhr, dass die Stooges noch immer wissen, wie man sich richtig dreckig macht.
Maximo Park - "Our Earthly Pleasures"
(Warp Records/Rough Trade, 30. März)
Die dieswöchige Abgehört-Kolumne ist ausnahmsweise tatsächlich und erstmals ein gefundenes Fressen für engagierte Feinde von eher jugendlichen Musikern aus Großbritannien, die eine Gitarre halten können und damit auch ein bisschen Krach machen. Gern würde der Autor dieser Zeilen, der entgegen anderslautender Gerüchte kaum jemals den "NME" liest (zu teuer), auch einmal ein paar Worte über Arvo Pärts "Cantus In Memory Of Benjamin Britten" verlieren, doch dafür bleibt keine Zeit: Maximo Park veröffentlichen nämlich endlich den flammend erwarteten Nachfolger der gigantischen ersten LP "A Certain Trigger". Und um es kurz zu machen: Paul Smith hatte zu wenig Schlaf, zu viele Frauen und zu viel zu tun, um das Songschreiben zu verlernen.
Schon anhand der ersten, mit Nirvana-Gitarren durchtränkten Single "Our Velocity", auf der in gut drei Minuten mehr Geistesblitze zu finden sind als auf einem beliebigen, kompletten Album von The Dingenskirchens, wird wieder sichtbar: Die Schärfe, die Unbedingtheit, das Sentiment und der Intellekt machen Maximo Park wie erwartet zu einer von zwei oder drei Bands, die den UK-Gitarren-Hype gewinnbringend überleben werden. Das rührende "Books From Boxes" ist Maximo Parks ultimativer Smiths-Song, "The Unshockable" dringlicher New-Wave-Funk und "By The Monument" der traurig-bewegende Super-Hit: Der Typ, der von der Geliebten nur eine zum Haarband umfunktionierte Socke, ein T-Shirt, ein Kopfkissen, ein Passfoto und die quälende Erinnerung hat, wartet vor dem Denkmal vergeblich auf Regen und nächtliche Anrufe, die nie mehr kommen werden. Ganz vorzügliche, verspielte Verse - und das in der Indie-Diskothek. (9) Jan Wigger
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